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13. RG-Treffen S-A

Das 13. Regionalgruppentreffen „Sachsen-Anhalt“ im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 20. Mai 2025 als Exkursion zur Klärschlammmonoverbrennungsanlage Magdeburg-Rothensee statt. Hier wurden die 15 Teilnehmenden von Herrn Schüler, Herrn Dr. Borghardt, Geschäftsführer Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH und Herrn Lux herzlich willkommen geheißen.

Zunächst wurde Herr Reifenstuhl, Referent der DWA-Bundesgeschäftsstelle Hennef, digital zugeschaltet. Er widmete sich dem Thema der Phosphor-Rückgewinnung und damit dem kritischen Rohstoff Phosphor, dem Klärschlammanfall und dessen Entsorgungswege. Die Klärschlammverordnung von 2017 hat die bodenbezogene Verwertung stark eingeschränkt, wodurch heute rund 75 % des Klärschlamms thermisch behandelt werden. Für das Jahr 2029 wird ein Rückgang des Klärschlammanfalls auf etwa 1,5 -1,6 Mio. t TM erwartet, wovon rund 1,3 -1,4 Mio. t für die thermische Behandlung und Phosphorrückgewinnung vorgesehen sind. Nach Aussage von Herrn Reifenstuhl wird die daraus entstehende Aschemenge mit Rückgewinnungspflicht auf ca. 550.000 t geschätzt, wobei eine Kapazitätslücke von 250.000 - 400.000 t besteht. Diese könnte durch rückholbare Zwischenlagerung der Klärschlammaschen auf Deponien überbrückt werden, welche aber noch viele offene Fragen aufweist. Diese betrachtete Herr Reifenstuhl im nachfolgenden kritisch. Sind Genehmigungsverfahren in der verbleibenden Zeit bis 2029 realisierbar? Sind Planfeststellungsverfahren erforderlich? Ist ein offener/geschlossener Einbau erforderlich? Wie soll die Separierung der Aschen verschiedener Verbrennungsanlagen erfolgen? Wie hoch fallen die zusätzlichen Kosten für die Rückholung aus, und wer kommt dafür auf? Fragen, die zeitnah beantwortet werden müssen.

Frau Händeler von den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) präsentierte den Weg des Klärschlamms von der Entstehung bis zur Verwertung im Entsorgungsgebiet Magdeburg, Gerwisch und Umland. Das Klärwerk Magdeburg/Gerwisch, mit einer Ausbaugröße von 426.000 EW und einer Auslastung von 96 %, erzeugt jährlich rund 20.000 t OS Klärschlamm. Mittels Verfahrensschema zur Schlammbehandlung erläutert sie die einzelnen Verfahrensschritte sehr anschaulich und detailliert. Die Entsorgung des Klärschlamms hat sich seit 2017 stark verändert: Von landwirtschaftlicher Nutzung und Kompostierung hin zur Mitverbrennung im MHKW Rothensee und ab 2024 zur Monoverbrennung in Stavenhagen, Helmstedt und weiterhin im MHKW Rothensee (bis 2033 ist die Entsorgung gesichert).
Frau Händeler berichtete, dass SWM aufgrund der hohen Phosphorgehalte im Klärschlamm (40-80 g/kg TS) bereits frühzeitig eigene Ansätze zur Phosphorrückgewinnung entwickelt hat - das sogenannte „Magdeburger Modell“ mit Verfahren wie thermisch-chemischer Hydrolyse (PONDUS), MAP-Fällung (AIRprex), Vakuumentgasung und Vakuumdestillation. Die erwartete Rückgewinnungsquote lag bei 14 %, eine Umsetzung erfolgte mangels Förderung jedoch nicht.

Abschließend stellte Herr Dr. Borghardt, MHKW, die Inbetriebnahme von Block 3 und der Linie 5 vor - eine innovative Kombination aus Müll- und Klärschlammverbrennung. Die Entscheidung zum Bau basierte auf mehreren Faktoren: dem Ausbau der Fernwärme, der regionalen Klärschlammverwertung, der Erschließung neuer Industriekunden, gesetzlichen Vorgaben (17. BImSchV, BAT) und veränderten Abfallzusammensetzungen.
Block 3 verfügt über eine Kapazität von 270.000 t/a und integriert eine Klärschlammverbrennungsanlage für 55.000 t/a teilentwässerten Schlamm. Die Anlage nutzt einen luftgekühlten MARTIN-Rückschubrost und ist in das bestehende Medienverbundsystem eingebunden. Technische Aspekte wie Korrosionsschutz, Heizflächenreinigung und Aufbau der Rostfeuerung erläuterte Herr Dr. Borghardt eingehend.
Die Projektmeilensteine zeigen eine zügige Umsetzung: Spatenstich im Oktober 2021, Grundsteinlegung im Juni 2022, Montagebeginn im November 2022, Kalte Inbetriebnahme im Januar 2024 und erstes Klärschlammfeuer im Dezember 2024. Laut Herrn Dr. Borghardt ist die Übernahme der Gesamtanlage für das 3. Quartal 2025 geplant. Die Anlage stellt eine zukunftsweisende Lösung für die kombinierte thermische Verwertung dar und stärkt die regionale Entsorgungssicherheit.

Zum Abschluss der Veranstaltung erfolgte die Besichtigung der Klärschlammverbrennungsanlage unter der Leitung von Frau Eckhardt und Herrn Wollgast. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit vor Ort für einen regen fachlichen Austausch und konstruktive Gespräche.

Wir bedanken uns herzlich bei den Gastgebern der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH sowie allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für diese interessante Veranstaltung. Alle Vorträge stehen Ihnen im geschützten Netzwerkbereich zur Verfügung.

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