DWA-Klärschlammnetzwerk Nord-Ost
Unser 9. Netzwerktag im DWA-Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 24. Januar 2024 erneut im Hotel Steglitz International in Berlin statt. Dieses Mal lag der Schwerpunkt auf der Phosphor-Rückgewinnung und deren verschiedenen Technologien.
Über 100 interessierte Teilnehmende, Referierende sowie Aussteller informierten sich zum aktuellen Stand im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost, diskutierten angeregt die Fachvorträge und besuchten die begleitende Fachausstellung. Ein integriertes Ausstellerforum sowie das neue Format des World Cafés rundete das vielseitige Programm ab.
Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Herrn Prof. Barjenbruch, gefolgt von einem kurzen Bericht von Frau Sens über die Aktivitäten und Exkursionen in den drei Regionalgruppen des Klärschlammnetzwerkes Nord-Ost. Herr Dr. Bannick vom Umweltbundesamt Dessau-Roßlau informierte sehr klar und deutlich über den Sachstand und die Perspektiven des Phosphorrecyclings und wies nochmal darauf hin, dass deren Zielvorgaben für 2029/2032 gesetzt sind und bestehen bleiben.
Herr Könemann, HanseWasser Bremen, griff dann in seinem Vortrag die Phosphorrückgewinnungspflicht auf und betrachtete verschiedene Szenarien, was die Kläranlagenbetreiber in 2029 erwarten wird. Sollten keine Investitionen in die technischen Verfahren zum Phosphorrecycling erfolgen, werden nicht genügend Behandlungskapazitäten vorliegen und die anfallenden Klärschlammaschen müssen zwischengelagert werden. Dies wird neue Fragestellungen, zusätzliche Kosten und Risiken implizieren.
Ihr Konzept zur Phosphorrückgewinnung der KLAR, Kooperation Lausitzer Abwasser Recycling GmbH, präsentierte Herr Horn (LWG) als einer der drei Gesellschafter. Sehr eindrücklich wurden die Beweggründe eines eigenen Lösungsansatzes zur Klärschlammmonoverbrennungsanlage mit integrierter Phosphorrückgewinnung für den Raum Süd-Ost Brandenburg vorgestellt. Hier soll auf die bewährte Wirbelschichtverbrennung und das innovative P-Recycling-Verfahren der Remondis gesetzt werden. Zudem werden in Gesprächen mit Kommunen, Industrieparkvertretern und Unternehmen die Optionen und Synergien zur Standortsuche eruiert, dessen Ziel die Ansiedlung im Raum Cottbus sein wird.
Im Rahmen des Ausstellerforums gingen die teilnehmenden Fachaussteller auf die Themen Abluftbehandlung, Energieautarke Kläranlagen und Klärschlammentwässerung näher ein, deren Nachfragen direkt in der Fachausstellung geklärt werden konnten.
Nach der Mittagspause wurden die erfolgversprechenden Verfahren zur Phosphorrückgewinnung präsentiert. Herr Dr. Kabbe, EasyMining Germany GmbH, zeigte das Ash2Phos-Verfahren und deren Projektabwicklung für den Chemiepark in Schkopau. Die Anlage soll eine Kapazität von 30.000 t Klärschlammasche haben, 15.000 t Calciumphosphat als P-Rezyklat produzieren und in 2026/27 in Betrieb genommen werden. Auch hier hob Herr Dr. Kabbe nochmal hervor, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für 2029/32 bestehen bleiben müssen, um Planungssicherheit für bevorstehende Investitionen zu gewährleisten.
Herr Eschment, Parforce Engineering & Consulting GmbH, stellte die gleichnamige PARFORCE-Technologie vor, die zwei strategische Optionen verfolgt. Die Rücklösung und Abtrennung von Phosphat vor der anaeroben Schlammstabilisierung auf der Kläranlage erfolgt nach dem Wasserrecht. Die zweite Variante, die Rückgewinnung von Phosphat aus den Klärschlammaschen, unterliegt dem Abfallrecht. Neben der im Prozess entstehenden Phosphorsäure werden hier Schwermetalle, Eisen und Aluminium gesondert abgetrennt.
Anschließend informierte Herr Timmerhaus, Remondis TetraPhos GmbH, über das entwickelte TetraPhos-Verfahren, bei dem ebenfalls als Produkt Phosphorsäure entsteht. Dabei zeigte er sehr anschaulich einzelne Prozessschritte der großtechnischen Anlage in Hamburg, die im April 2024 in Betrieb genommen wird.
Im letzten Veranstaltungspunkt, dem World-Café, bearbeiteten die Netzwerkmitglieder die Themen Internationale Zusammenarbeit, Ausschreibungen und Klärschlammeigenschaften an 3 Stationen gemeinsam in Gruppen. Deren Ergebnisse wurden zusammengefasst und abschließend vorgetragen. Der direkte Erfahrungsaustausch im neuen Format fand bei allen Teilnehmenden große Zustimmung und soll auch bei zukünftigen Netzwerktagen seine Wiederholung finden.
Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern des DWA-Klärschlammnetzwerkes Nord-Ost sowie bei den Referierenden, die unsere Veranstaltung fachlich unterstützt haben. Alle Vorträge wurden in einem digitalen Tagungsband zusammengestellt, den Sie im geschützten Netzwerkbereich finden.