Das 13. Regionalgruppentreffen „Mecklenburg-Vorpommern“ im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 2. Juli 2025 in den Räumlichkeiten des Landeszentrums für erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern (LEEA) statt. Hier wurden die 14 Teilnehmenden von Herrn Schüler und Herrn Kolbatz, dem Abteilungsleiter Netzbetrieb bei den Stadtwerken Neustrelitz, herzlich willkommen geheißen. Zu Beginn stellte Herr Kolbatz die Aufgaben der Stadtwerke vor, die neben der Abwasserbeseitigung der Stadt Neustrelitz, der Abwasserbeseitigung und Trinkwasserversorgung des Wasserzweckverband Strelitz auch die Netze Strom, Gas und Fernwärme beinhaltet.
Herr Rakete von der Klärschlammtrocknung Neustadt AöR präsentierte das gleichnamige Projekt, bei dem jährlich rund 12.500 t Klärschlamm (TS ca. 25 %) von drei Kooperationspartnern verarbeitet werden sollen. Ziel ist die Reduzierung der Menge auf bis zu 3.300 t/a durch Trocknung. Dies führt zu einer Verringerung der Transporte um 80 %, einer CO₂-Einsparung von ca. 3.600 t/a sowie einer Senkung der Entsorgungskosten. Weitere Vorteile sieht Herr Rakete in der Möglichkeit zur Phosphor-Rückgewinnung aus der Verbrennungsasche, in der gesteigerten Energieeffizienz des MHKW Neustadt sowie im Betrieb der Anlage durch eigenes Personal.
Die Projektumsetzung erfolgte in mehreren Schritten von der Planung (2020/2021) über die Genehmigung im Mai 2023 und der Ausschreibung im August 2024. Im Zuge dessen wurde auch die Klärschlammtrocknung Neustadt AöR als verantwortliche Organisationseinheit gegründet. Laut Herrn Rakete ist die voraussichtliche Inbetriebnahme für das Frühjahr 2026 geplant.
Herr Dr. Wischer vom Umweltbundesamt Berlin erläuterte in seinem Vortrag zunächst grundlegende Definitionen und Begrifflichkeiten zu Spurenstoffen, Mikroplastik und PFAS (Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen). Dabei wurde deutlich, dass sowohl die Persistenz als auch die Verbreitung dieser Stoffe eine besondere Herausforderung für die Abwasserbehandlung und die weitere Klärschlammverwertung darstellen.
Gesetzliche Vorgaben (in AbfKlärV, DüMV und KARL) schaffen wachsenden Handlungsdruck, unter anderem durch Monitoringpflichten und hohe Anforderungen an die Eliminierung organischer Spurenstoffe. Besonders bei PFAS ist die Lage komplex, da weder einheitliche Grenzwerte noch standardisierte Analysen bestehen. Herr Dr. Wischer stellte die Methoden der Einzelstoffanalytik und der Summenparameterbestimmung (AOF) vor. Eigene Untersuchungen zeigten, dass PFAS sowohl gelöst als auch feststoffgebunden auftreten und im Klärschlamm relevant sind. Zum Abschluss betonte er, dass die bestehenden regulatorischen Vorgaben weiterhin viele ungeklärte Aspekte enthalten, insbesondere im Bereich Mikroplastik und PFAS. Standardisierte analytische Verfahren und realistische Grenzwerte sind dringend notwendig, um die Risiken für Umwelt und Gesundheit zuverlässig bewerten zu können.
In nachfolgenden Vortrag beleuchtete Herr Dr. Friedrich, Ingenieurbüro Friedrich GmbH, die wirtschaftlichen und technischen Aspekte der anaeroben Schlammstabilisierung auf Kläranlagen. Rund ein Viertel der potenziell geeigneten Kläranlagen in Nord-Ost ist bislang nicht mit einer Faulung ausgestattet. Die Motivation für den Bau liegt in der Reduktion des Strombezugs, der Verringerung des Klärschlammanfalls, der Verbesserung der Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit.
In Vergleichen zwischen aerober und anaerober Stabilisierung zeigte Herr Dr. Friedrich, dass letztere zu höheren Abbaugraden und besseren Entwässerungseigenschaften führt, jedoch auch zusätzliche Investitions- und Betriebskosten erfordert. Die Wirtschaftlichkeit hängt stark von der Ausbaugröße ab. Unter heutigen Bedingungen ist eine Umstellung meist ab 40.000 bis 50.000 EW sinnvoll, durch Förderprogramme oder günstige Rahmenbedingungen auch schon ab 20.000 bis 30.000 EW. Kleinere Anlagen tragen ein höheres Investitionsrisiko, sodass sich eine Faulung in der Regel nicht rechnet.
Herr Gödecke vom Ingenieurbüro Gödecke befasste sich in seinem Vortrag mit dem Thema der Klärschlammvererdung und stellte darin einen aktuellen Stand und seine Praxiserfahrungen vor. In einer eigenen Datenerhebung von 1995 bis 2025 wurden 145 Anlagen erfasst. Die Klärschlammvererdung wird in Deutschland seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt, vor allem bei Kläranlagen bis 30.000 EW.
Die Planung sollte sich an der Flächenlast orientieren, ausreichend Becken und Nachrotteflächen vorsehen sowie geeignete Schilfpflanzen mit Standortreferenzen einsetzen. Funktionale Ausschreibungen sind kritisch zu bewerten. Die Vorteile der Klärschlammvererdung sieht Herr Gödecke in der einfachen Bedienbarkeit, geringen Betriebs- und Energiekosten sowie in der langen Haltbarkeit. Durch natürliche Entwässerung und Rotte reduziert sich die Schlammmasse um bis zu 96 %, wobei sich Schadstoffe unterschiedlich verhalten. Lange Standzeiten von 10 bis 14 Jahren bis zur ersten Räumung bieten zusätzliche Flexibilität bei der Entsorgung und Verwertung.
Häufige Probleme entstehen durch falsche Auslegung, zu geringe Fläche oder ungeeigneten Schlamm. Insgesamt bleibt laut Herrn Gödecke die Klärschlammvererdung eine konkurrenzfähige und nachhaltige Technologie, insbesondere für kleine und mittlere Kläranlagen, und wird auch künftig eine bedeutende Rolle in der Schlammbehandlung spielen.
Zum Abschluss stellte Herr Bockholt von der Klärschlamm-Kooperation Mecklenburg-Vorpommern die Ausschreibung zur Klärschlammentsorgung für rund 250 Städte und Gemeinden mit einem jährlichen Aufkommen von etwa 69.000 t OS vor. Grundlage ist die genehmigte Klärschlammverbrennungsanlage am Standort Rostock, deren Genehmigungsprozess von 2021 bis zur Rechtssicherheit im Juni 2024 dokumentiert wurde.
Die Ausschreibung ab 2025 umfasst neben der Entsorgung auch das Phosphorrecycling, die Zwischenlagerung und die Dokumentation für 20 Kläranlagen der 14 Gesellschafter der KKMV. Ziel ist eine hohe Flexibilität bei gleichzeitig gesicherter Entsorgung. Die Ausschreibungsunterlagen gliedern sich in kommerzielle Bedingungen, Leistungsbeschreibung, Preisblatt, Rahmenbedingungen, Analysen und Formulare.
Nach Aussage von Herrn Bockholt gingen nach der Veröffentlichung im Dezember 2023 drei Angebote ein. Den Zuschlag erhielt REMONDIS Aqua Stoffstrom GmbH & Co. KG, mit stofflicher Verwertung durch ETH Umweltservice und RETERRA sowie thermischer Verwertung durch EEW. Das Phosphorrecycling soll über das TetraPhos-Verfahren in Stavenhagen erfolgen. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung wird geprüft, ob eine erneute Ausschreibung für den Bau der Klärschlammverbrennungsanlage am genehmigten Standort Rostock erfolgt.
Am Ende der Veranstaltung besichtigten die Teilnehmenden unter der Leitung von Herrn Kolbatz und Herrn Rogatzki die Kläranlage Neustrelitz, vor Ort bot sich Gelegenheit zu einem intensiven fachlichen Austausch.
Wir bedanken uns herzlich beim Gastgeber Stadtwerke Neustrelitz sowie allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für diese interessante Veranstaltung. Alle Vorträge stehen Ihnen im geschützten Netzwerkbereich zur Verfügung.
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DWA-Landesverband Nord-Ost
Halberstädter Str. 40a
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